Auf dem zuerst von Velázquez gemalten Bild sehen Bildbetrachter auf der Rückseite des Kreuzes, in der Höhe der Füße von Jesus, am senkrechten Kreuzbalken, zwei weiße Nagelköpfe. Das bedeutet, dass auf diesem Gemälde von Velázquez, Jesus nicht, thetisch, an den Füßen ans Kreuz genagelt wurde, sondern, antithetisch, das Kreuz an die Füße von Jesus genagelt wurde.
Jesus kann sich vom Kreuz nicht lösen. Nicht Sichtbares kann ich mir denken. Da ich als Bildbetrachter die Symbole auf der Rückseite des Kreuzes sehe und ihre Bedeutung erkenne, - das Kreuz wurde an die Füße von Jesus genagelt; Jesus kommt nicht vom Kreuz los -, kann ich mir denken, dass Jerónima de la Fuente von ihrem Blickwinkel auf das Kreuz aus, die zwei Nagelspitzen, die aus den Füßen des Gekreuzigten ragen, sieht.
Durch die Drehung des Kreuzes in der Hand der Missionarin, sehe ich nicht mehr die Rückseite des Kreuzes, sondern seine Seitenansicht. Ich sehe, wie Jerónima de la Fuente, dass auf der Vorderseite des Kreuzes zwei Nagelspitzen, mit denen das Kreuz an die Füße von Jesus genagelt wurde, aus den Füßen von Jesus ragen.
Das Handeln und Verhalten von Mutter Jerónima de la Fuente stimmt mit der Konzeption der Pädagogik von Velázquez überein. Wie sie sollen Bildbetrachter ihr Handeln und Verhalten mit dem der Nonne vergleichen, und, wenn es nicht mehr richtig oder gut ist, korrigieren.
Mit 66 Jahren veränderte Jerónima de la Fuente das bisherige Prinzip ihres Handelns und Verhaltens: Aus dem autoritätshörigen Handeln und Verhalten der Nonne, „Es ist gut das Reich Gottes schweigend zu erwarten“ wurde das neue, subjektive Prinzip ihres Handelns und Verhaltens als Missionarin, „Ich ruhe nicht bis Gott verherrlicht ist.“
Als Geburt des Subjekts, der Kategorie der Denkens machte sich Jerónima de la Fuente, da das Kreuz an die Füße von Jesus genagelt ist, als Missionarin, nach meinen Erkenntnissen, auf den Porträts von Velázquez, auf den Weg auf die Philippinen.
Stand der Erkenntnisse in einem Standardwerken der Velázquezforschung: Jonathan Brown, Velázquez, Maler und Höfling, Seite 34: „Mutter Jerónima ist, so Velázquez sie darstellt, ein unbeugsamer Mensch. Die schwere dunkelbraune Franziskanerkutte wie einen Panzer tragend und das Kreuz wie eine Keule schwingend, wirkt sie wie die Verkörperung jener entschlossenen, mit dem flatternden weißen Spruchband geschriebenen Missionsbotschaft: „Ich ruhe nicht, bis Gott verherrlicht ist.“ Das von einer schwarzen und einer weißen Kapuze fest gerahmte Gesicht mit den Tränensäcken und den aufeinander gepressten Lippen scheint der lateinischen Inschrift am oberen Bildrand zu folgen. „Es ist gut das, das Reich Gottes schweigend zu erwarten.“ „Es überrascht nicht, dass ihre Mission auf den Philippinen sehr erfolgreich war.“
Nach meinen Erkenntnissen kommuniziert Velázquez auf dem Porträt von Jerónima de la Fuente im Prado mit Symbolen mit Bildbetrachtern. Mit der Bedeutung von zwei symbolischen weißen Nagelköpfen auf der Rückseite des Kreuzes in der Hand der Porträtierten vermittelt Velázquez Bildbetrachtern im Prado das neue Prinzip des Handelns und Verhaltens, in lateinischer Inschrift, die auf dem weißen Spruchband geschriebene Missionsbotschaft.
Kennzeichnet und verweist die Porträtkunst von Diego Velázquez auf die Kategorie des Denkens? Kennzeichnen, als Attribute, die zwei weißen Nagelköpfe auf der Rückseite des Kreuzes in den Händen der zwei Porträts von Jerónima de la Fuente, speziell die katholische Kirche zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts?
Verweisen, als Symbole, auf den zwei Porträts von Jerónima de la Fuente, die zwei weißen Nagelköpfe auf der Rückseite des Kreuzes, in der Hand der Missionarin, auf einen höheren, abstrakten Inhalt, der für etwas anderes – z. B. die katholische Kirche hat das Kruzifix zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts an die Füße des Subjekts Christus genagelt – steht?
Auf dem Porträt von Jerónima de la Fuente in Madrid, Collection Fernández Araoz kommuniziert der spanische Barockmaler mit der Bewegung des Kreuzes in der Hand der Missionarin mit Bildbetrachtern und vermittelt ihnen das neue, veränderte Prinzip des Handelns und Verhaltens; die auf dem Spruchband geschriebene Missionsbotschaft.
Alten Doktrinen des Handelns und Verhaltens stellt Velázquez, wie auf den zwei Porträts von Jerónima de la Fuente, neue Doktrinen des Handelns und Verhaltens auf seinen metaphorischen Bodegones gegenüber.
José López-Rey, Velázquez, Maler der Maler, Band I, Seite 42: „In jedem dieser Porträts bringt Velázquez das Temperament und die >>Körperlichkeit<< seiner Modelle zum Ausdruck, also ihre menschliche Natur, und betont noch in ihren Gesichtern bestimmte Charakterzüge oder die Spuren des Alters. Bei den zwei Porträts der Mutter Jerónima de la Fuente, beides Auftragsarbeiten, musste Velázquez das Kruzifix, das sein Modell in den Händen hält, mit einer lateinisch beschrifteten Banderole umfangen – eine harte Probe für den Kompositionssinn des jungen Künstlers. Es gelang ihm jedoch diese Schwierigkeit zu meistern. Tatsächlich spielte das Band auf beiden Porträts dann eine wichtige Rolle in der Gesamtkomposition; es füllte den Raum und verlieh dem Bildnis des Gekreuzigten etwas heldenhaft Monumentales, was in den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts noch auf die Version zu erkennen war, die sich in der Sammlung Fernández de Araoz befindet. Bei der Version im Prado wurde die Inschrift, kurz nachdem das Museum das Bild 1944 erwarb, entfernt, und zwar unter dem Vorwand, es handle sich um eine Übermalung. Heute hat dieses Kruzifix seine Anmut und natürliche Ausstrahlungskraft verloren, wie der Vergleich zwischen mit dem ursprünglichen und dem aktuellen Zustand beweist (Katalog-Nr. 20).“
José López-Rey, Velázquez, Maler der Maler, Band II, Seite 50: „Sanchez Cantón legt nahe, dieses Werk (in der Sammlung Araoz) von Velázquez könne eine leicht abgewandelt Replik nach dem Porträt im Prado sein. Es kann aber nicht ausgeschlossen sein, dass es sich genau umgekehrt verhält.“
Das Gemälde wurde 1988 in den Werkstätten des Museo del Prado von Rocio Dávila restauriert. Bildtechnische Unterscheidungen des Museo del Prado zeigten, dass Signatur und Datierung nachträglich hinzugefügt wurden; gemäß diesen Untersuchungen wäre das Bild im Prado geringfügig älter.“
Die Erkenntnis meiner Bedeutung der Symbolik der zwei weißen Nagelköpfe auf der Rückseite des Kreuzes in der Hand der Missionarin, und die darauf folgende Drehung des Kreuzes, - eine sinnbildliche Schranke des bisherigen Handelns und Verhaltens von Jerónima de la Fuente öffnet sich durch die Drehung des Kreuzes in ihrer Hand; aus der Nonne wird eine Missionarin -, stimmt mit den Untersuchungen des Bildes im Prado überein.
Da ich die Bedeutung der Symbole, mit denen Velázquez auf den beiden Porträts mit mir kommuniziert erkenne, vermittelt mir – handlungsfolgend lebendig – der Maler welches der zwei Gemälde er zuerst gemalt hat.
Ein ungelöstes Problem in der Velázquezforschung stellt der Konsens der Hauptgesichtspunkte des Gemäldes Las Meninas in Wikipedia dar: „Infolge seiner Vieldeutigkeit wird Las Meninas auch als Metabild bezeichnet, weil es seine eigene Darstellung beständig thematisiert, den Sinn von Interpretationen überhaupt hinterfrage und über Grenzen und Möglichkeiten von Darstellungen und Betrachtung reflektiere.“
Im Mittelpunkt des Gemäldes steht, nach meinen Erkenntnissen, sichtbar der nicht sichtbare Inhalt in einem Symbol, der Inhalt in dem roten halsigen Gefäß.
Nur wer die Bedeutung des Inhalts in dem halsigen Gefäße, den einer platonischen Liebe, erkennt, kann erkennen was Velázquez auf diesem Metabild dargestellt hat.
An den Inhalt in dem roten halsigen Gefäß kommt auf dem Gemälde nur Diego Velázquez mit seinem Pinsel in der rechten Hand. Der Pinsel ist ein Symbol; ein Essbesteck eines personifizierten Bildnisses in einer antiken literarischen Erzählung
Ermöglicht das Erkennen und Vermitteln des roten Inhalts in dem kleinen halsigen Gefäß in der Bildmitte von Las Meninas, die Möglichkeit, dass die rätselhaften Darstellungen auf Las Meninas nicht mehr ständig thematisieret werden muss?